3. Tag
Sonntag, 6. Oktober 2002
Kamweti Resthouse - Sagana River Camp

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Am Morgen ist es wolkig, aber trocken. Und obwohl die Fernsicht gut ist, ist vom Mount Kenia nichts zu sehen. Erst kurz vor unserem Aufbruch reißen die Wolken am Horizont kurz auf und lassen ein paar felsige Zacken ahnen: Trotz der beachtlichen Entfernung hat der Anblick etwas Motivierendes.

Heute ist eine Marschzeit von etwa sechs Stunden vorgesehen. Um viertel nach Acht geht es los. Als ich vor dem Frühstück um den Lagerplatz herumgestromert war, war es mir nicht gelungen, den Beginn des Weiterweges zu entdecken. Was kein Wunder ist, denn der Pfad, den wir jetzt betreten, ist schmal und außerordentlich unauffällig. Bereits nach wenigen Gehminuten befinden wir uns in dichtem Bambuswald, der von allerlei Wildwechseln durchzogen ist. Von den Elefanten, die für die meisten dieser Schneisen verantwortlich sein dürften, bekommen wir leider nur ihre zahlreichen Hinterlassenschaften - grasige Kugeln von nahezu Volleyballgröße - zu sehen. Bisweilen ist der Weg so zugewachsen, dass Alex, unser Chef-Führer, mit seiner Machete für mehr Bewegungsfreiheit sorgt. Nach vier Stunden ist eine Teepause mit Obst- und Keksimbiss angesagt. Jetzt ist es wieder an der Zeit, die Tablette für die Malaria-Prophylaxe einzunehmen. Ich hatte mich für das sündteure Medikament "Malarone" entschieden, das im Gegensatz zu Lariam als gut verträglich beschrieben worden war und auch in Gebieten mit multiresistenten Erregern noch wirksam sein soll. Nachteilig ist neben dem exorbitanten Preis von Malarone auch der Umstand, dass die Einnahme täglich erfolgen muss. Außerdem soll die Tablette mit einer Hauptmahlzeit eingenommen werden, um die Bereitstellung einer gewissen Fettmenge sicherzustellen, die für die Aufnahme der Wirkstoffkombination durch den Körper erforderlich ist. Da der Fettgehalt von Tee, Obst und Keksen denkbar gering ist, wühle ich jetzt im Rucksack nach meiner Geheimwaffe, die ich mit meiner bisweilen perfektionistischen Gesinnung von zu Hause mitgebracht habe: Eine lange, dünne französische Salami (Salami "pur porc" von Aldi-Nord) von der ich mir nun ein Stück abschneide und es mit Genuss verzehre.

Der Weg war bisher viel besser gewesen, als erwartet. Helmut hatte angekündigt, der Pfad werde streckenweise extrem nass sein und uns nasse Füße geradezu garantiert. Glücklicherweise bewahrheitet sich seine Prognose nicht. Offenbar hat es in den letzten Tagen nicht nennenswert geregnet und so lassen sich die Pfützen bisher ohne Verrenkungen umgehen. Bisher.

Den dichten Bambuswald haben wir jetzt hinter uns gelassen. Durch eine unübersichtliche aber sehr schöne Parklandschaft steigen wir weiter auf. Der Weg bietet nun einzelne Stellen, die etwas heikler sind, weil ein Ausrutscher mit einem Schlammbad enden könnte. Tatsächlich soll beim letzten Mal eine Teilnehmerin ausgerechnet in den tiefsten Schlammpfuhl am Wegesrand gefallen sein, eine üble Vorstellung. Auf dem letzten Stück windet sich der Weg, nun wieder in etwas dichterem Wald, hinunter zum Sagana River, unserem Tagesziel. Teilweise ist er beachtlich tief eingeschnitten und am Grund glitschig, was mich immer wieder veranlasst, über diese Stellen fast im Spagat hinwegzuspreizen. Helmut bedient sich ebenfalls dieser Methode, empfindet die Wahl meiner Tritte aber teilweise als abenteuerlich, was ihn zu der Rüge "don't make such things" veranlasst. Mach ich aber doch. Wenig später reißt es ihn wegen eines Reichweitenproblems von den Füßen und er macht einen unfreiwilligen Liegestütz im Hohlweg.

Das wunderschön gelegene Sagana-River Camp erreichen wir um 14.30 Uhr. Der Zeltplatz liegt in einer Schleife des wenige Meter breiten Flusses. Weil die Berge hier ringsum aufsteigen, gibt es keine Fernsicht, gleichwohl ist der Platz malerisch. Wir sind unter uns, was den Erlebniswert noch einmal steigert. Selbst das WC (ohne Wasser) wird eigens angelegt und der Aufstieg zum WC-Hügel mit ein paar Fähnchen markiert.

Der Fluss bietet sogar eine gute Waschgelegenheit. Einige Unentwegte waschen sich trotz des kalten Wassers die Haare und gehen über meine Bewunderung mit der Bemerkung hinweg, so kalt sei es doch gar nicht. Prompt erwacht in mir der Forscherdrang und ich verpacke meinen Super-Armband-Fahrrad-Höhen-Temperatur-Puls-Computer (Ciclomaster HAC 4) in eine Plastiktüte, die ich für 20 Minuten ins Wasser lege. Ergebnis: 10 Grad. Vielleicht nicht so furchtbar kalt, aber bestimmt nicht angenehm.

Der Rest des Nachmittags vergeht so, wie es auch auf den anderen Zeltplätzen werden sollte: Ein Schläfchen im Zelt, Teetrinken, ein paar Fotos machen; anschließend herumstehen, ein Schwätzchen halten und dabei aufs Abendessen warten. Heute gibt es Tomatensuppe, Lamm, Kraut und Reis, zum Nachtisch Ananas aus der Dose und hinterher natürlich: Tee.

Kurz hinter dem Kamweti Camp Rast im Bambuswald Flechtenbehang in der Nebelwaldzone
Am Sagana River Blick ins Küchenzelt Unser Zeltlager am Sagana River
 
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