"Hast du mich schon vergessen?
Ich mache wunderbare Popcorn." Alle drei Minuten durchbricht die
vollautomatische Popcornmaschine mit ihrem holländischen Akzent die
relative Ruhe des gerade erst erwachenden Düsseldorfer Flughafens,
in der mein Freund Rolf und ich auf den Abflug nach Amsterdam warten.
Viel zu früh waren wir hier eingetroffen und so hatten wir reichlich
Zeit, den Sondergepäckschalter aufzusuchen, an dem Rolfs unförmiger
Monster-Seesack aufgegeben werden musste. Den frühen Aufbruch noch
in den Knochen, hängen wir jetzt unseren Gedanken nach. Es ist also
soweit: Die Mount Kenia - Kilimandscharo Tour hat wirklich begonnen, ein
fast vergessener Jugendtraum kann Wirklichkeit werden.
Eine kleine Fokker von KLM
Cityhoppers bringt uns nach Amsterdam. Dort ist die Hauser-Gruppe, die
auf den Flug nach Nairobi wartet, schon auf den ersten Blick zu erkennen:
Alle halten sich an den Ratschlag, keinesfalls einen Verlust der Bergschuhe
zu riskieren und tragen ihr hochtourentaugliches Schuhwerk daher an den
Füßen. Bereits der erste Eindruck von den anderen Teilnehmern
ist positiv, was die Hoffnung nährt, dass wir gut miteinander auskommen
werden, eine - wie sich herausstellen wird - zutreffende Erwartung. Allmählich
macht sich Aufbruchstimmung breit.
Kurz vor der Ankunft in Nairobi
müssen wir zum ersten Mal einen postkartengroßen Zettel mit
allerlei persönlichen Angaben ausfüllen. Noch ahne ich nicht,
dass es zweckmäßig gewesen wäre, bereits bei dieser Gelegenheit
sämtliche Daten meines Reisepasses auswendig zu lernen. Gegen 20.00
Uhr Ortszeit, es ist längst dunkel, erlöst uns die Landung von
den üblichen Qualen eines Langstreckenfluges in der Economy-Klasse.
Obwohl Nairobi eine Millionenstadt ist, macht der Flughafen einen etwas
heruntergekommenen Eindruck. Aber was solls, schließlich bin ich
nicht hierher gereist, um Zweckbauten zu benoten.
Die Passkontrolle läuft
reibungslos. Wenige Minuten nach dem Verlassen des Flugzeugs stehen wir
am Gepäckband und warten mit dem üblichen mulmigen Gefühl
auf unsere Ausrüstung. Mit fühlbarer Erleichterung ergreife
ich schließlich meine beiden roten Seesäcke und begebe mich
zum Geldwechsel, um einen 20 US$-Reisescheck in Kenia-Schilling umzuwandeln.
Das erfordert neben der Unterschrift auf dem Reisescheck eine Mordsschreiberei,
bei der neben der Heimatanschrift die Adresse in Kenia und natürlich
die Reisepassnummer anzugeben ist. Solch ein Aufwand muss selbstverständlich
vergütet werden und deshalb kassiert die Bank eine Provision, die
einem die Tränen in die Augen treibt. Manfred, der weltreisende Rentner
in unserer Gruppe weiß es besser: Mit seiner Postbank-Sparcard hebt
er am Geldautomaten provisionsfrei Landeswährung zu einem normalen
Kurs ab.
Mittlerweile haben alle ihr
Gepäck erhalten, bis auf Gerd und Andrea, deren zweiter Seesack,
in dem sich unter anderem die Schlafsäcke befinden, nicht aufgetaucht
ist. Tatsächlich ist es der Aufmerksamkeit von KLM entgangen, auch
dieses Gepäckstück nach Nairobi zu schaffen. Zum Trost gibt
es einen KLM-Kulturbeutel und das Versprechen, das fehlende Teil mit der
Morgenmaschine nachzuliefern.
Am Haupteingang warten bereits
die Mitarbeiter von Kibo Slopes Safaris, um uns mit ihren beiden Kleinbussen
zum Hotel zu bringen. Angesichts des neben den Sitzplätzen verbleibenden
Gepäckraums mutet es verwegen an, uns, sämtliche Seesäcke
und die bisweilen stattlich großen Handgepäck-Rucksäcke
in den beiden Wagen unterbringen zu wollen. Helmut, unser Reiseleiter,
meint, es habe noch immer geklappt und er behält auch diesmal recht.
Nach einer Fahrt durch die
nächtlichen Außenbezirke von Nairobi, die eine halbe Stunde
gedauert haben mag, erreichen wir unser Quartier, das Boulevard-Hotel,
das einen guten Eindruck macht. Nach dem Beziehen der Zimmer treffen wir
uns zu einer ersten gemeinsamen Besprechung bei einem Glas Tusker, dem
kenianischen Bier. Hierbei geht es auch um die Frage des Trinkgeldes für
die Begleitmannschaft. Das Thema ruft bei Manfred etwas Unmut hervor,
weil er meint, der Reiseveranstalter habe zu spät darauf hingewiesen,
dass jeder Teilnehmer pro Mannschaft etwa 40 US$ an Trinkgeldern aufwenden
müsse.
Recht spät sinken wir
ermattet in die Betten. Jetzt erst wird mir bewusst, dass der Straßenlärm
trotz der späten Stunde offenbar nicht abnehmen will. An Schlaf ist
dabei nicht zu denken. Vergeblich überlege ich, wo ich mein Ohropax
verpackt habe, also stopfe ich mir Kügelchen aus angefeuchtetem Klopapier
in die Ohren. Das dämpft den Lärm kaum, drückt aber, wenn
man auf der Seite liegt. Um 2.00 Uhr habe ich die erlösende Eingebung
und hole mir die Ohropax, die für spontanen Tiefschlaf sorgen.
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