1. Tag
Freitag, 4. Oktober 2002
Anreise

Zur Bildergalerie

"Hast du mich schon vergessen? Ich mache wunderbare Popcorn." Alle drei Minuten durchbricht die vollautomatische Popcornmaschine mit ihrem holländischen Akzent die relative Ruhe des gerade erst erwachenden Düsseldorfer Flughafens, in der mein Freund Rolf und ich auf den Abflug nach Amsterdam warten. Viel zu früh waren wir hier eingetroffen und so hatten wir reichlich Zeit, den Sondergepäckschalter aufzusuchen, an dem Rolfs unförmiger Monster-Seesack aufgegeben werden musste. Den frühen Aufbruch noch in den Knochen, hängen wir jetzt unseren Gedanken nach. Es ist also soweit: Die Mount Kenia - Kilimandscharo Tour hat wirklich begonnen, ein fast vergessener Jugendtraum kann Wirklichkeit werden.

Eine kleine Fokker von KLM Cityhoppers bringt uns nach Amsterdam. Dort ist die Hauser-Gruppe, die auf den Flug nach Nairobi wartet, schon auf den ersten Blick zu erkennen: Alle halten sich an den Ratschlag, keinesfalls einen Verlust der Bergschuhe zu riskieren und tragen ihr hochtourentaugliches Schuhwerk daher an den Füßen. Bereits der erste Eindruck von den anderen Teilnehmern ist positiv, was die Hoffnung nährt, dass wir gut miteinander auskommen werden, eine - wie sich herausstellen wird - zutreffende Erwartung. Allmählich macht sich Aufbruchstimmung breit.

Kurz vor der Ankunft in Nairobi müssen wir zum ersten Mal einen postkartengroßen Zettel mit allerlei persönlichen Angaben ausfüllen. Noch ahne ich nicht, dass es zweckmäßig gewesen wäre, bereits bei dieser Gelegenheit sämtliche Daten meines Reisepasses auswendig zu lernen. Gegen 20.00 Uhr Ortszeit, es ist längst dunkel, erlöst uns die Landung von den üblichen Qualen eines Langstreckenfluges in der Economy-Klasse. Obwohl Nairobi eine Millionenstadt ist, macht der Flughafen einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Aber was solls, schließlich bin ich nicht hierher gereist, um Zweckbauten zu benoten.

Die Passkontrolle läuft reibungslos. Wenige Minuten nach dem Verlassen des Flugzeugs stehen wir am Gepäckband und warten mit dem üblichen mulmigen Gefühl auf unsere Ausrüstung. Mit fühlbarer Erleichterung ergreife ich schließlich meine beiden roten Seesäcke und begebe mich zum Geldwechsel, um einen 20 US$-Reisescheck in Kenia-Schilling umzuwandeln. Das erfordert neben der Unterschrift auf dem Reisescheck eine Mordsschreiberei, bei der neben der Heimatanschrift die Adresse in Kenia und natürlich die Reisepassnummer anzugeben ist. Solch ein Aufwand muss selbstverständlich vergütet werden und deshalb kassiert die Bank eine Provision, die einem die Tränen in die Augen treibt. Manfred, der weltreisende Rentner in unserer Gruppe weiß es besser: Mit seiner Postbank-Sparcard hebt er am Geldautomaten provisionsfrei Landeswährung zu einem normalen Kurs ab.

Mittlerweile haben alle ihr Gepäck erhalten, bis auf Gerd und Andrea, deren zweiter Seesack, in dem sich unter anderem die Schlafsäcke befinden, nicht aufgetaucht ist. Tatsächlich ist es der Aufmerksamkeit von KLM entgangen, auch dieses Gepäckstück nach Nairobi zu schaffen. Zum Trost gibt es einen KLM-Kulturbeutel und das Versprechen, das fehlende Teil mit der Morgenmaschine nachzuliefern.

Am Haupteingang warten bereits die Mitarbeiter von Kibo Slopes Safaris, um uns mit ihren beiden Kleinbussen zum Hotel zu bringen. Angesichts des neben den Sitzplätzen verbleibenden Gepäckraums mutet es verwegen an, uns, sämtliche Seesäcke und die bisweilen stattlich großen Handgepäck-Rucksäcke in den beiden Wagen unterbringen zu wollen. Helmut, unser Reiseleiter, meint, es habe noch immer geklappt und er behält auch diesmal recht.

Nach einer Fahrt durch die nächtlichen Außenbezirke von Nairobi, die eine halbe Stunde gedauert haben mag, erreichen wir unser Quartier, das Boulevard-Hotel, das einen guten Eindruck macht. Nach dem Beziehen der Zimmer treffen wir uns zu einer ersten gemeinsamen Besprechung bei einem Glas Tusker, dem kenianischen Bier. Hierbei geht es auch um die Frage des Trinkgeldes für die Begleitmannschaft. Das Thema ruft bei Manfred etwas Unmut hervor, weil er meint, der Reiseveranstalter habe zu spät darauf hingewiesen, dass jeder Teilnehmer pro Mannschaft etwa 40 US$ an Trinkgeldern aufwenden müsse.

Recht spät sinken wir ermattet in die Betten. Jetzt erst wird mir bewusst, dass der Straßenlärm trotz der späten Stunde offenbar nicht abnehmen will. An Schlaf ist dabei nicht zu denken. Vergeblich überlege ich, wo ich mein Ohropax verpackt habe, also stopfe ich mir Kügelchen aus angefeuchtetem Klopapier in die Ohren. Das dämpft den Lärm kaum, drückt aber, wenn man auf der Seite liegt. Um 2.00 Uhr habe ich die erlösende Eingebung und hole mir die Ohropax, die für spontanen Tiefschlaf sorgen.

Ankunft im Hotel    
 
  Mt. Kenia-Kilimandscharo Übersicht Nächster Tag
Zur Startseite