15. Tag
Freitag, 18. Oktober 2002
Abstieg von den Horombo-Hütten

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Der Nachtschlaf war herrlich! In meinem Tourenbüchlein notiere ich: Bombig geschlafen!

In der Nacht war hatte es sich bei klarem Himmel wieder kräftig abgekühlt. Im Zelt herrschten bei Sonnenaufgang 2 Grad Celsius. Bei traumhaft klarer Luft schweift der Blick jetzt weit über die wolkenbedeckte Ebene. Am Kibo, dessen Gipfelaufbau von hier zu sehen ist, leuchten die scharf begrenzten Gletscher der Südseite in der Morgensonne. Hinter dem Zeltplatz lädt ein wunderschöner Bromelienhain zu einer fotografischen Exkursion ein, die ein Schild mit dem Aufdruck "Please do not go behind this Point" vergeblich zu verhindern sucht. Vielleicht ist es das Werk eines Ansichtskartenanbieters, hat man doch gerade von hier den klassischen Blick auf die Horombohütten.

Beim reichhaltigen Frühstück, zu dem es unter anderem Würstchen und Pfannkuchen gibt, ist Rolf wieder dabei. Gut gestärkt beginnen wir bald mit der letzten Etappe unserer Kibo-Tour, die uns an den Maranguhütten vorbei zum Haupteingang des Nationalparks führt. Bis zu den Maranguhütten brauchen wir 2 1/2 Stunden, die allerdings trotz schöner Landschaftseindrücke kein reines Vergnügen sind. Denn feiner Staub, der den größten Teil des Weges bedeckt, wird von der Karawane der auf- und absteigenden Touristen ohne Unterlass aufgewirbelt. Auf Kilometer kann man den Verlauf des Weges anhand dieser Staubfahne am Hang ausmachen. Ein Entrinnen ist angesichts der gleichmäßig verteilten Menschenmengen fast aussichtslos. Zwar mag sich Hauser-Exkursionen nur wegen der kürzeren Anreise aus Kenia für die Rongai-Route entschieden haben, doch ganz egal, welche Umstände für diese Wahl maßgeblich waren, es war ein gute Wahl. Der Gedanke, als Teil einer endlos scheinenden Kolonne im Staub dem Berg entgegen zu gehen, ist nicht sehr verlockend. Wer Einsamkeit für ein wichtiges Element des Naturerlebens hält, der meide die Marangu-Route im Aufstieg!

Die Maranguhütten liegen auf einer hübschen Lichtung im Regenwald, der heute seinem Namen keine Ehre macht. Wir machen bei strahlendem Sonnenschein eine halbe Stunde Rast und verzehren unsere Lunchpakete. Unsere Erwartung, auf einem nassen, mit glitschigem Wurzelwerk gespickten Pfad dem Haupteingang mehr entgegen zu stolpern als zu gehen und Urwald pur zu genießen, wird enttäuscht. Auf einem erst vor kurzem neu angelegten, bis fast zwei Meter breiten, nur abschnittweise steinigen oder verwurzelten Weg, der heute völlig trocken ist, schreiten wir zu Tale.

Am Marangu-Gate gönne ich mir, das erste abendliche Bier vor Augen, eine Coca-Cola. Nach vielleicht einer Stunde (vielleicht auch weniger) wird unser in Kenia zurückgelassenes Gepäck angeliefert. Die zahlreichen Fernreise-Routiniers unserer Gruppe kramen abgelegte Kleidungsstücke und andere entbehrliche Ausrüstungsgegenstände aus ihren Seesäcken, um sie für die abschließende Verlosung unter der Begleitmannschaft zu stiften. Diese Zeremonie war in den Reiseinformationen von Hauser schon angekündigt worden, wenn auch mit dem Zusatz, "selbstverständlich" stehe es einem frei, etwas zur Verlosung beizusteuern.

Ich hatte es vorgezogen, mich nicht mit dem Gedanken an verlosungsfähige Teile aus dem Altkleiderbestand zu belasten und war nur mit den Sachen abgereist, die auch wieder zurück bringen wollte. Jetzt stehe ich da und habe - wohl als einziger - nichts beizusteuern, da ich mich auch nicht von einem irgendeinem liebgewonnenen Fleecehemd oder sonst einem Kleidungsstück trennen will. Dabei hatte ich vorgesorgt und Briefumschläge eingepackt, in die ich für Verlosungszwecke ein paar Dollar stecken wollte, sozusagen ein abgelegter Pullover "per definitionem". Hiervon hält Helmut aber nichts und so kann ich mir meine Briefumschläge an den Hut stecken.

Im Ergebnis kommt für die Verlosungs-Veranstaltung dann doch genug zusammen. Unter Beachtung der Hierarchie in der Begleitmannschaft darf sich William zuerst etwas aussuchen, auch den Hilfsführern wird dieses Privileg zuteil, die Träger müssen Lose ziehen. Natürlich gibt es wieder einige Dankesworte unseres Reiseleiters, mit denen er zu Recht die Unerlässlichkeit der Begleitmannschaft für das Gelingen der Tour hervorhebt. Und natürlich gibt es jetzt das Trinkgeld. Unmittelbar nach dessen Verteilung taucht ein einheimischer Geldwechsler auf und tauscht die Dollarnoten auf der Stelle (und vermutlich vor allem zu seinem Vorteil) in einheimische Währung um.

Schließlich bringt uns ein Bus nach Arusha, zur Lodge, in der wir die letzte Nacht auf afrikanischem Boden verbringen werden. Die Fahrt zieht sich dahin und so haben wir genügend Zeit, bei schönem Wetter die tansanische Landschaft an uns vorüberziehen zu lassen. Der Kilimandscharo freilich hüllt sich in Wolken.

Nach etwa 2 Stunden erreichen wir die Mountain Village Lodge, die sich in schöner Lage vielleicht einen Kilometer neben der Hauptstraße etwas oberhalb eines Sees befindet. Die Unterkünfte sind abseits vom Hauptgebäude in schilfgedeckten Rundhütten untergebracht. Bald rauscht die Dusche und spült den elenden Staub des Abstiegs davon. Mit den letzten frischen Sachen bekleidet zieht es uns gleich danach zur Lobby, wo die Schnellduscher schon das erste Bier im Glas haben. Endlich rinnt das bei wohl allen Kilimandscharo-Besteigern bekannte "Kilimanjaro Lager" auch durch unsere Kehlen, köstlich und erquickend, das edelste Fassbier aus einer nur der Qualität verpflichteten Klosterbrauerei könnte nicht besser schmecken als dieses Flaschenbier aus Daressalam.

Das gelungene Buffet leitet einen netten gemeinsamen Abend ein, der auch die Gelegenheit bietet, ein paar Dankesworte an Helmut zu richten, der uns mit seinem symphatischen Wesen routiniert, kenntnisreich und humorvoll auf dieser Reise begleitet hat. Zur Abrundung unseres Bestands an Reiseandenken erhalten wir heute auch offizielle, mit einer Zertifikatsnummer versehene und unter anderem von unserem Führer William unterschriebene Gipfelurkunden.

Senecien an den Horombo Hütten Das letzte Frühstück Kibo von den Horombo-Hütten
Staubiger Abstieg auf der Marangu-Route köstlich...  
 
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